Verstopfung beim Hund

Für den Hundehalter ist die Verdauung ein wichtiger Indikator für die Gesundheit des Hundes.

Deshalb ist es richtig und wichtig, auf die täglichen Ausscheidungen unserer Vierbeiner zu achten.

Hat Dein Hund schon länger keinen Kot mehr abgesetzt oder hockt sich vermehrt für den Kotabsatz hin, ohne dabei großen Erfolg zu haben, handelt es sich wahrscheinlich um eine Verstopfung.

Dieser Artikel dient als Leitfaden, wie Ihr am besten bei einer Verstopfung Eures vierbeinigen Lieblings vorgeht und wann der Tierarztbesuch unumgänglich ist.


INHALTSVERZEICHNIS

  1. Wie oft setzt ein Hund normalerweise Kot ab?
  2. Was genau ist eine Verstopfung und wie merke ich, dass mein Hund verstopft ist?
  3. Ursachen und Gründe für eine Verstopfung
    1. Futterwechsel
    2. Bewegungsmangel
    3. Übergewicht
    4. Flüssigkeitsmangel
    5. Schmerzen
    6. Stress
    7. Alter
    8. Mangelnde Möglichkeit zum Kotabsatz
    9. Medikamente
    10. Fremdkörper
    11. Prostatavergrößerung
    12. Perinealhernie
    13. Starker Parasitenbefall
    14. Weitere Erkrankungen
  4. Vorbeugung und Behandlung einer leichten Verstopfung
    1. Fütterung ändern
    2. Knochenfütterung
    3. Leichte unkomplizierte Verstopfungen
  5. Ab wann muss ich mit einer Verstopfung zeitnah zum Tierarzt gehen?
    1. Chronische Verstopfung
    2. Schmerzen
    3. Fazit
  6. Wann handelt es sich um einen Notfall?
    1. Spezielle Komplikation: Darmverschluss (Ileus)
    2. Wie entsteht ein Ileus?
  7. Zusammenfassung

1. Wie oft setzt ein Hund normalerweise Kot ab?

Die Frequenz des Kotabsatzes hängt von verschiedenen Faktoren ab und ist zudem von Hund zu Hund unterschiedlich.

Ganz grob lässt sich als sagen: Die meisten Hunde setzen täglich 1-3 x Kot ab.

Die Zusammensetzung der Nahrung sowie Art der Fütterung haben einen entscheidenen Einfluss auf die Kotmenge und Kotkonsistenz.

Dazu wichtig zu erklären ist der Begriff der Verdaulichkeit:

Dies bezeichnet den Anteil des Futters, der vom Körper tatsächlich verwertet wird (Nährstoffe und Energie) und nicht wieder ausgeschieden wird.

Je höher also die Verdaulichkeit eines Futters ist, desto weniger scheidet der Hund davon als Kot wieder aus.

Weitere Faktoren wie der Ballaststoffgehalt im Futter, die individuelle Verwertung durch Deinen Vierbeiner, sein Gesundheitszustand, Alter sowie Bewegung haben auch Einfluss auf die Kotmenge,- und Frequenz.

Vierbeiner, die ausschliesslich Trockenfutter zu fressen bekommen, haben in der Regel häufiger Stuhlgang, manche bis zu 3x täglich.

Hunde die geBARFt werden setzen hingegen häufig nur 1x alle 1-2 Tage Kot ab (man beachte den Unterschied!).

Größere Hunderassen haben ein vergleichsweise niedriges Darmgewicht und setzen daher meist häufiger Kot ab als kleinere Hunde.


2. Was genau ist eine Verstopfung und wie merke ich, dass mein Hund verstopft ist?

Bei einer Verstopfung (Fachbegriff: Obstipation, seltener auch Konstipation genannt) versucht Dein Vierbeiner vergeblich oder sehr mühsam, Kot abzusetzen.

Er nimmt dabei immer wieder die entsprechende Körperhaltung (Hockstellung) ein, und presst vermehrt.

Dies kann sich teils über den gesamten Spaziergang hinziehen und manchmal schmerzhaft für Deinen Vierbeiner sein.

Es werden dabei keine oder nur sehr kleine, vielleicht sogar trockene und harte Kotmengen ausgeschieden.

Ebenso kann eine ungewöhnlich lange Dauer des Kotabsatzes auf eine (parteille=teilweise) Verstopfung hinweisen.

Hinzu kommt nach einer Weile manchmal der sogenannte „Pseudodurchfall“, ein wenig schleimige Flüssigkeit des Dickdarms. Diese kann auch mit etwas Blut überzogen sein und weist auf eine Reizung des Dickdarmes hin.

Manchmal schaffen es geringe Teile sehr weichen Kotes, sich am eingedickten Kot vorbeizuschieben und können ausgeschieden werden. Dies sollte nicht mit Durchfall verwechselt werden.

Manche Hunde hingegen zeigen eine Verstopfung nicht so offensichtlich, bei diesen merkt man lediglich, dass sie ungewohnt lange keinen Kot mehr absetzen und vielleicht auch weniger oder nichts mehr fressen (Inappetenz).

Eine Verstopfung kann je nach Ursache akut (plötzlich und kurzzeitig) auftreten oder in eine chronische (langandauernde) Form übergehen.

Kurz und knapp:

Du als Besitzer kennst den Ablauf und Häufigkeit des Kotabsatzes Deines Vierbeiners am besten. Plötzliche Abweichungen in der Häufigkeit oder Anzeichen von erschwertem Kotabsatz deuten auf eine Verstopfung hin. 

Überblick mögliche Symptome einer Verstopfung:

  • häufiger und erfolgloser Versuch des Kotabsatzes
  • kleine, teils harte Kotmengen
  • Schmerzen beim Kotabsatz oder Hinhocken
  • Absatz von Schleim,- oder Blutströpfchen
  • Appetitlosigkeit (Inappetenz)
  • Erbrechen
  • Bewegungsunlust (Lethargie)
  • Unruhe
  • praller/angespannter Bauch
  • Bauchschmerzen/gekrümmte Körperhaltung
  • Blähungen
  • „Schlittenfahren“ – rutschen mit dem Po über den Boden

Einige dieser Symptome können auf einen akuten Notfall hinweisen – diese sind unter Punkt 7 genauer aufgelistet!


3. Ursachen und Gründe für eine Verstopfung

Eine akute Verstopfung ist häufig (aber nicht immer!) auf falsche Fütterung (abrupter Futterwechsel, Mülleimer plündern etc.) zurückzuführen.

Eine chronische Obstipation hingegen kann aus einer akuten, unbehandelten hervorgehen oder durch verschiedene Erkrankungen verursacht werden.

Überblick über die möglichen Gründe:

I. Futterwechsel

Frisst Dein Vierbeiner ein ihm unbekannte Futter, kann dies eventuell vom Körper nicht richtig verdaut werden.

Eine fröhliche Plünderung des Mülleimers kann schnell zu Durchfall oder Verstopfung führen – gerade bei Jungtieren und den „Müllschluckern“ unter den Hunden hier besonders Acht geben.

Ballaststoffe sind für die Verdauung in gewissem Maße sehr förderlich und gesund.

Bei einem zu niedrigen aber auch zu hohen Ballaststoffgehalt im Futter kann dies jedoch eine Verstopfung verursachen oder fördern.

Im Normalfall ist ein mittlerer Rohfasergehalt (auf der Futterverpackung nachzulesen) von 2-4 % im Trockenfutter bzw. 0,5-1 % im Feuchtfutter empfehlenswert , kann allerdings gerade bei älteren Hunden bis auf > 10% ansteigen.

II. Bewegungsmangel

Bewegen sich unsere Vierbeiner nicht genug werden sie auf Dauer träge und somit auch ihr Darm.

Die Nahrung wird nicht mehr optimal weitertransportiert und verbleibt länger im Dickdarm.

Dort wiederum wird dem Kot dann mehr Wasser als nötig entzogen, er dickt ein und verhärtet sich.

III. Übergewicht

Steht häufig in Zusammenhang mit Bewegungsmangel und/oder Arthrose.

Somit ein weiterer Faktor, der eine Obstipation begünstigt.

IV. Flüssigkeitsmangel

Trinkt der Vierbeiner zu wenig oder verbraucht vermehrt Flüssigkeit (Hecheln, fieberhafte Erkrankungen), so entzieht der Darm dem Kot erst recht mehr Wasser, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. Der Kot verhärtet sich und wird schwerer auszuscheiden.

V. Schmerzen

Hierbei gilt es zu unterscheiden, ob die Schmerzen durch die Obstipation an sich verursacht werden oder ein Auslöser sind.

Hat Dein Vierbeiner beispielsweise Arthrose in der Hüfte oder an der Wirbelsäule, kann das Einnehmen der Körperhaltung zum Kotabsatz starke Schmerzen verursachen und die Tiere setzen keinen Kot mehr ab, um sich vor den Schmerzen zu schützen.

VI. Stress

Die Seele unserer Vierbeiner ist häufig sehr sensibel und somit können auch sie körperlich darauf reagieren, wenn sie oder ihr Halter unter Stress sind.

Dazu zählen beispielsweise ständige Angst, Unwohlsein, Stress in der Familie welcher sich auf den Hund überträgt.

Hier muss versucht werden, die Ursache zu erkennen um somit an einer Lösung arbeiten zu können. In hochgradigen Fällen sollte ein Tierverhaltenstherapeut zu Rate gezogen werden.

VII. Alter

Besonders ältere Hunde neigen zu Verstopfung, da die Darmtätigkeit und allgemeine Bewegung nachlässt. Hier kann (optimalerweise nach Ausschluss einer Grunderkrankung) mit Hilfe der Fütterung eine Erleichterung geschaffen werden (siehe Tipps zur Vorbeugung).

VIII. Mangelnde Möglichkeit zum Kotabsatz

Manche Vierbeiner machen ihr Geschäft erst dann, wenn sie abgeleint und somit ungestört einen geeigneten Platz finden. Ebenso zieht sich so manch einer gerne ins Gebüsch zurück oder braucht unbedingt ein paar Grashalme unterm Popo.

Hat dein Hund die für ihn nötigen Bedingungen nicht, kann es sein, dass er es sich lieber „verkneift“. Dies kann dann, wenn der Zustand länger anhält, in eine akute Obstipation übergehen.

IX. Medikamente

Bestimmte Medikamente können als Nebenwirkung zu Verstopfung führen.

Solltest Du das Gefühl haben, dass dies bei Deinem Vierbeiner der Fall ist, setze das Medikament nicht einfach ab, sonder halte zeitnah Rücksprache mit Deinem Tierarzt.

X. Fremdkörper

Dazu zählt alles, was der Hund finden und fressen kann: Spielzeuge, Steine, Kastanien, Unterhosen Plastikenten etc.

Geht dieser Fremdkörper dann an einem Teil des Darms nicht weiter, kann er dort eine Verstopfung auslösen.

Im Extremfall kann es bei stark behaarten Hunderassen auch ein Haarballen sein, der sich durch das Abschlecken der Haare beim Putzen angesammelt hat.

Eine der häufigsten Ursachen ist das Füttern von Knochen. Manche Hunde können diese nur schwer verdauen und schaffen es nicht, diese im Körper zu zersetzen. Sie sammeln sich dann als sogenannter „Knochenkot“ an.

Je nach Stärke der Verstopfung schafft es der Hund mit viel Mühe, den Knochen auszuscheiden oder eben auch nicht.

Weiteres zum Thema Fremdkörper als Notfall siehe Punkt 4 und 7!

XI. Prostatavergrößerung (Prostatahyperplasie)

Eine regelmäßig anzutreffende Erkrankung des unkastrierten Rüden.

Durch den hormonellen Einfluss vergrößert sich die Prostata im Laufe der Zeit immer mehr und drückt irgendwann auf den Darm – der Kot kann nicht oder nur in kleinen Mengen hinausbefördert werden.

XII. Perinealhernie (Dammbruch)

Auch dies betrifft zu > 95% die unkastrierten Rüden.

Es kommt zu einem inneren Muskelschwund und einer Muskelschwäche im Bereich zwischen After und äußeren Geschlechtsorganen, was zur Folge hat, dass Darmteile in die Öffnung der Muskelschichten gelangen und der Kot sich dort ansammelt („Kotanschoppung“).

Die genannten Erkrankungen wie Prostatavergrößerung und Perinealhernie können von Deinem Tierarzt meist relativ einfach diagnostiziert werden (Tastbefund, Ultraschall/Röntgen).

Eine Kastration bzw. Operation der Hernie ist meist Mittel der Wahl.

XIII. Starker Parasitenbefall

Ein hochgradiger Wurmbefall kann schlussendlich auch den Darm verschliessen und somit eine Verstopfung verursachen.

Eine regelmäßige Kotuntersuchung und eventuelle Entwurmung Deines Vierbeiners ist daher die optimale Vorbeugung.

XIV. Weitere Erkrankungen, die Verstopfung begünstigen

  • Schilddrüsen-Unterfunktion
  • Darmentzündungen
  • Tumoren des Darmes/der Analregion
  • Arthrosen bzw. Schmerzen im Bewegungsapparat
  • Analdrüsen-Entzündung [s. Artikel Analdrüse Hund]
  • Knochenbrüche im Beckenbereich
  • Beckenfehlstellungen, z.B. durch alte Frakturen (Brüche)
  • neurologische Erkrankungen mit Schwächung der Darmmotorik bzw. Funktionsstörungen des Darmes

4. Tipps zur Vorbeugung und Behandlung einer leichten Verstopfung

Zunächst ein paar ganz simple Alltagstipps, die manchmal schon ausreichen:

  • stets für genügend Wasserzufuhr sorgen
  • auf eine ausreichende Bewegung, artgerechten Hundesport und ein gesundes Körpergewicht achten
  • Mülleimer und Vorratskammern gut verschlossen halten
  • kein abrupter Futterwechsel. Ist dieser nötig, dann über 1-2 Wochen ausdehnen
  • langhaarige Hund regelmäßig kämmen, um das Abschlucken zu vieler Haare zu verhindern – dies fördert gleichzeitig auch die Hautdurchblutung
  • gib Deinem Hund Zeit und lass ihm die Ruhe, die er für den Kotabsatz braucht (leider beobachte ich relativ häufig, wie der Hund an der Leine sein Geschäft erledigt und noch währenddessen weitergerissen wird…)
  • setzte Dich und Deinen Vierbeiner möglichst wenig unter Druck und Stress (das macht das Leben leichter ;))

I. Fütterung ändern

Spezielleres: Denkst Du, es könnte an der Fütterung liegen, kannst du es zunächst mit einer anderen Futtersorte versuchen.

Dieses sollte einen angepassten Ballaststoff,- und Rohfaseranteil haben sowie ggf. weniger Kohlenhydrate.

Bei Unklarheiten besprich einen Futterwechsel mit Deinem Tierarzt oder einem speziell ausgebildetem Ernährungsberater.

Bei starkem Übergewicht helfen neben mehr Bewegung teils spezielle Futtermittel. Manchmal reicht auch einfach FDH („friss die Hälfte“) – so schwer es uns auch fällt…

Bei Schmerzen als Ursachesolltest Du immer Rücksprache mit Deinem Tierarzt halten.

Es gibt inzwischen auch eine Reihe von pflanzlichen Präparaten, homöopathischen Mitteln und Futtermittelzusätzen, die Deinen Vierbeiner unterstützen können.

Ebenso kann es in einigen Fällen sehr hilfreich sein, durch manuelle Therapie (Chiropraktik, Osteopathie) oder Akupunktur die Schmerzen zu lindern.

Gerade Arthrose wird durch mangelnde Bewegung weiter begünstigt – es kann versucht werden, eine Art Bewegungsplan mit einem Physiotherapeuten auszuarbeiten.

Bei Stress gibt es eine Vielzahl von Gründen. Diesen müssen im Sinne der Gesundheit des Hundes erkannt und möglichst vermieden oder behandelt werden.

II. Knochenfütterung

Hier gibt es tatsächlich keine generelle Empfehlung ob Ja oder Nein, denn jeder Hund reagiert unterschiedlich auf das Fressen von Knochen.

Manch einer kennt es von Welpen an, zerkaut die Knochenstücke ordentlich und wird nie Probleme haben.

Andere hingegen verstopfen schon bei den kleinsten Mengen.

Als Richtwert werden 20 g Frischknochen/kg Körpermasse/Tag angegeben.

In manchen Fällen kommt es je nach Knochenstruktur leider auch zum Splittern der Knochen – dies kann lebensbedrohlich sein, da diese den Verdauungstrakt schädigen können.

Möchte man seinem Vierbeiner unbedingt Knochen füttern, so sollte darauf geachtet werden, dass diese niemals gekocht verfüttert werden.

Grund: Besonders diese neigen dann zum Splittern.

Immer erst mit kleinen Portionen beginnen, um zu schauen, wie es der Vierbeiner verträgt.

Mehr als 2-3x/Woche sollte Knochen auch nicht verfüttert werden.

Ebenso sind Knochen mit hohem Knorpelanteil und von Jungtieren (Bsp. Jungrinder) oftmals besser verdaulich und neigen noch weniger zum Splittern.

Rohe Knochen vom Schwein können in sehr seltenen Ausnahmefällen die „Aujeszkysche Krankheit“ hervorrufen – eine von den Symptomen der Tollwut recht ähnlichen Erkrankung, die immer tödlich endet.

Als Alternative zu Knochen gibt es beispielsweise Rinderhautknochen, Hirschgeweih (zum Kauen) und etliche andere im Handel erhältliche Kaumaterialien.

Ist Dein Hund akut verstopft, komplett auf Knochenfütterung verzichten!

Welche Hausmittel gibt es und wie kann ich generell die Verdauung meines Hundes anregen?

III. Leichte unkomplizierte Verstopfungen

Folgende Mittel kannst du vorbeugend oder bei einer leichten, unkomplizierten Verstopfung versuchen (Dosisangaben am Schluss):

  • Futtermenge reduzieren und in leicht verdauliches Futter ändern (vor allem Verzicht auf Trockenfutter)
  • Gabe von Möhren oder Äpfeln (hoher Rohfaseranteil, dies regt die Verdauung an und wirkt zudem präbiotisch)
  • etwas Milch oder Laktose – viele Hunde reagieren mit Laktoseintoleranz und daher mit weichem Kot bis hin zu Durchfall
  • Leinsamen oder Weizenkleie
  • weitere milde Abführmittel wie Laktulose oder Flohsamen zeigen oftmals gute Wirkung
  • Paraffinöl zeigt auch eine gute Wirkung, wird allerdings aus Erdöl oder Braunkohle hergestellt
  • pflanzliche Öle halten den Stuhl weich
  • versuche, Deinen Hund möglichst viel zur Bewegung zu animieren, das regt auch die Darmtätigkeit an
  • einmalige Gabe eines Klistiers, was Du von DeinemTierarzt gekauft und erklärt bekommen hast

Ziel der meisten dieser Fütterungsmaßnahmen ist ein möglichst weicher Kot, um Deinem Vierbeiner den Kotabsatz so leicht wie möglich zu machen.

Dabei muss jedoch beachtet werden, dass kein Durchfall ausgelöst wird, daher hier folgende Dosierungen (gelten jeweils pro Tag):

  • Milch: max. 20 ml/kg Körpergewicht, bei Kondensmilch max. 10ml
  • Laktose: 1-2 g/kg Körpergewicht (hier besonders vorsichtig Dosieren, um keinen Durchfall zu provozieren)
  • Möhren und Äpfel: so viel wie Dein Hund frisst, allerdings nicht kiloweise. Mögliche Gabe: gekocht, gerieben oder roh
  • Leinsamen: großer Hund ca. 10g ; kleiner Hund ca. 5g – Wichtig: nur mit ausreichend Flüssigkeit verabreichen, dafür mit heißem Wasser großzügig übergießen und 10 Min ziehen lassen – dann verfüttern.
  • Weizenkleie: ca 1g/kg Körpergewicht, auch diese eingeweicht verfüttern
  • Laktulose: 1g/kg Körpergewicht
  • Flohsamen: 5-10 g je nach Hundegröße, vorher auch mit heißem Wasser quellen lassen
  • Paraffinöl: Je nach Hundegröße 5-25 ml einmalig
  • pflanzliche Öle: ca. 1 Tl/kg Körpergewicht

Zeigt Dein Hund zusätzliches Erbrechen, rate ich von diesen Fütterungsmaßnahmen ab, Du solltest zuvor mit Deinem Tierarzt gesprochen haben.

Auf keinen Fall solltest Du es mit Abführmitteln für den Menschen oder Salzmischungen probieren – das kann lebensgefährlich für Deinen Vierbeiner sein.

Ebenso sollte ein Einlauf nur bei einem Tierarzt durchgeführt werden – denn auch hier kann einiges schiefgehen, wenn es nicht fachmännisch gemacht wird.

Ein richtiger Einlauf wird normalerweise in Sedation/Narkose durchgeführt.


5. Ab wann muss ich mit einer Verstopfung zeitnah zum Tierarzt gehen?

  • Schmerzen beim Hinhocken oder beim Kotabsatz
  • Welpen, die > 24 Stunden keinen Kot abgesetzt haben
  • kein Kotabsatz > 2 Tage und keine Wirkung der oben genannten „Hausmittel“
  • bei gleichzeitig schlechtem Allgemeinbefinden oder Unsicherheit von Deiner Seite aus
  • bei gleichzeitigem Erbrechen oder weiteren Krankheitsanzeichen
  • bei wiederkehrender Verstopfung
  • Fremdkörper: vermutest Du, dass Dein Vierbeiner auf Grund eines Fremdkörpers keinen Kot mehr absetzen kann, musst Du ihn umgehend dem Tierarzt vorstellen. Von Selbstversuchen der Therapie rate ich in diesem Falle auf Grund der möglichen schwerwiegenden Komplikationen ab. Nur der Tierarzt kann feststellen, ob man noch versuchen kann, mit Hausmitteln abhilfe zu schaffen oder ob weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen!

Weitere Gründe, warum man bei einer Verstopfung mit einer Behandlung nicht zu lange warten sollte:

I. Chronische Verstopfung

Eine chronische Verstopfung kann zu einem so genannten „Megacolon“ führen, eine krankhafte Erweiterung des Colons (ein Teil des Dickdarms) durch die lange Überdehnung des Darms.

Dies ist häufig nicht mehr rückgängig zu machen, die Darmmuskulatur wird dabei dauerhaft geschädigt und kann nicht mehr (richtig) arbeiten.

II. Schmerzen

Die Verstopfung wird an dieser Stelle immer wiederkehren.

Je länger der Kot im Darm verbleibt, desto mehr Wasser entzieht ihm der Körper- der Kot dickt immer mehr ein und verhärtet sich. Der Kotabsatz wird noch schwieriger und führt zudem zu Schmerzen.

Nun traut sich der Hund erst recht nicht mehr – ein Teufelskreis entsteht.

III. Fazit

Eine frühzeitige Behandlung einer hartnäckigen oder wiederkehrenden Verstopfung ist dringend angeraten.

Je früher die Ursache der Verstopfung erkannt wird, desto einfacher lässt sie sich oftmals beheben.

Photo by Sam Lion on Pexels.com

6. Wann handelt es sich um einen absoluten NOTFALL und was ist ein Darmverschluss (Ileus)?

Unverzüglich solltest Du Deinen Tierarzt kontaktieren, wenn:

  • zum fehlenden Kotabsatz fehlender Urinabsatz hinzukommt
  • Dein Hund zusätzlich häufiges Erbrechen zeigt (kann ein Hinweis auf einen Darmverschluss sein)
  • Dein Vierbeiner in sehr schlechtem Allgemeinzustand ist (schnelle Atmung, wenig ansprechbar, stark veränderte Körperhaltung, starke Teilnahmslosigkeit, blasse Maulschleimhäute)
  • Du den Verdacht hast, dass es sich um einen Fremdkörper handeln könnte (gerade bei Jungtieren ist hier immer Vorsicht geboten)
  • ist der Bauch stark aufgebläht und Dein Vierbeiner zeigt eine Art Erbrechen, bei dem aber nur Schaum kommt (es könnte sich um eine Magendrehung handeln)
  • starke Bauchschmerzen (gekrümmte Körperhaltung, „Gebetshaltung“ – der Hund streckt die Vorderbeine wie beim Dehnen, um den Bauchraum zu entlasten, Aufschreien)

I. Spezielle Komplikation: Darmverschluss (Ileus)

Achtung: Bei der Aufnahme von Fremdkörpern, Knochen/Knochensplittern und bei einer zu lang andauernden Kotverstopfung kann es zu einem lebensbedrohlichen Darmverschluss (Ileus) und gefährlichen Darmverletzungen kommen.

Dies muss zeitnah von einem Tierarzt diagnostiziert und behandelt werden, manchmal durch eine operative Entfernung des Fremdkörpers.

II. Wie entsteht ein Ileus?

Ein Ileus entsteht, wenn sich im Darm etwas befindet, was der Körper nicht mehr weiter transportieren kann und somit den Darm an dieser stelle verschließt.

Dieser Fremdkörper drückt in Folge an dieser Stelle stark an die Darmwand, welche somit nicht mehr richtig durchblutet werden kann, teilweise wird der Darm auch verletzt (Darmperforation).

Im schlimmsten Falle stirbt der Darm an dieser Stelle ab. Dies ist teils operativ zu behandeln, manchmal muss der Vierbeiner leider auch erlöst werden.


7. Zusammenfassung

In vielen Fällen kann die Ursache schnell erkannt werden und durch relativ einfache Maßnahmen sowohl prophylaktisch als auch akut behandelt werden.

Solltest Du allerdings auch nur den geringsten Verdacht haben, dass es sich um etwas Ernstes handelt oder es Deinem Hund schlecht geht, solltest du nicht zögern und Deinen Tierarzt kontaktieren!

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