Getreide für Hunde - Bereicherung oder billiges Füllmittel?
Das Thema Ernährung wird zunehmend präsenter. Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit gesunder Nahrung und der Verdauung. So entsteht nicht nur ein besseres Bewusstsein, sondern auch Kontroversen mit überzeugten Anhängern bestimmter Thesen.
Dazu gehören beispielsweise die Diskussionen um BARF oder Gluten, die Hundebesitzer in zwei Lager spalten. Letzteres hängt mit dem Thema Getreide im Hundefutter zusammen.
Ist Getreide für Hunde schädlich oder getreidefreies Futtermittel nur ein Trend?
Was hat es mit diesem Mythos auf sich und können überhaupt pauschale Aussagen über alle Getreidesorten getroffen werden? In diesem Blogpost dröseln wir die Vorurteile auf.
Getreidefreies Hundefutter - gut oder schlecht?
Tierhalter meinen es mit ihren Hunden und Katzen immer gut. Ein neues Ernährungsthema wird komplett von A bis Z durchgedrungen und am Ende bekommt der Schützling bestimmte Nahrungsmittel nicht mehr oder muss sich plötzlich an ein ganz neues Hundefutter gewöhnen.
Aber woran machen wir fest, was die „richtige“ Ernährung für Hunde ist?
Hundeernährung sollte immer artgerecht sein. Und dafür lohnt sich ein unvoreingenommener Blick auf den Vorfahren des Hundes. Der Wolf gehört zur Ordnung der Raubtiere (Carnivora) und reißt seine Beute in der wilden Natur, um ihr Fleisch zu verzehren.
Doch dabei nimmt der Fleischfresser auch ihren Mageninhalt auf und konsumiert somit indirekt Pflanzen, zu denen neben Gemüse, Obst/Früchten und Nüssen auch diverse Getreidesorten gehören.
Je nach erbeutetem Tier erhält der Wolf so eine dankbare Kohlenhydrat-Quelle, die ihm schnelle Energie liefert. Das ist schon mal gut.
Vorteile von Getreide im Hundefutter
Praktisch alles, was unsere geliebten Hunde verschlingen, kann ihnen als Energiequelle dienen. Allerdings gibt es Unterschiede in der Wertigkeit und Qualität. Was bedeutet das?
Bevor wir tiefer einsteigen, hier die Vorteile vorab:
- Getreide ist eine sehr gute Energiequelle
- Getreide enthält viele Vitamine und Nährstoffe
- Hoher Anteil an Pflanzenfasern (unterstützt die Verdauung)
- Unterstützen das Sättigungsgefühl
Die Makronährstoffe, die der Organismus mit der Nahrung enthält, lassen sich in Kohlenhydrate, Proteine und Fette aufteilen. Sie liefern nicht alle dieselbe Anzahl an Kalorien, aber die Stärke in Kohlenhydraten liefert die schnellste Energie.
Doch das war nicht immer so. Erst mit Beginn des Ackerbaus wurden Hunde an Getreide als Nahrung herangeführt.
Jahrtausende der Domestizierung haben dazu geführt, dass Hunde nun über Enzyme verfügen, die Stärke in der Bauchspeicheldrüse aufspalten können. So entstehen Zweifachzucker, aus denen die Haustiere Energie gewinnen. Das kann der Wolf nur eingeschränkt.
Getreide als Energiequelle ist vor allem für Hunde nützlich, die sehr aktiv sind oder spezielle diätetische Bedürfnisse haben. Vor allem Arbeitshunde und Sporthunde können von den zusätzlichen Kalorien profitieren, die Getreide liefert.
Viele Getreidesorten enthalten zudem wertvolle Nährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Proteine. Dabei ist Protein aus tierischen Quellen dem Protein des Hundes ähnlicher und somit besser verwertbar.
Ein weiterer Vorteil von Getreide im Futter ist der teils hohe Anteil an Pflanzenfasern. Sie dienen als Ballaststoff-Quelle zur Regulierung der Verdauung und können dazu beitragen, den Stuhlgang zu fördern und Verstopfung bei Hunden vorzubeugen.
Schöner Nebeneffekt für dicke Doggos: Ballaststoffe fördern das Sättigungsgefühl und können helfen, das Überfressen zu reduzieren.
Nachteile von Getreide im Hundefutter
Leider können die Vorteile von Getreide bei der Fütterung von Hunden auch zum Nachteil werden.
Alle Nachteile hier in der Übersicht:
- Geringer Eiweißgehalt
- Phytinsäure kann Nährstoffaufnahme hemmen
- Hoher Getreideanteil im Futter kann zu Übergewicht führen
Im Vergleich zu tierischen Proteinen ist der Eiweißgehalt von Getreide geringer und nicht so umfangreich in Bezug auf essentielle Aminosäuren. Überwiegt der Getreideanteil im Futter und ist der Fleischanteil dadurch kleiner, kann es also zu einem Mangel kommen.
Tipp: Wird der Getreideanteil nicht in Prozent angegeben, verrät dir die Reihenfolge der aufgelisteten Inhaltsstoffe, wovon am meisten enthalten ist.
Die Zutat mit dem höchsten Gewichtsanteil steht an erster Stelle, die anderen folgen in abnehmender Reihenfolge
Zu beachten gilt zudem, ob es sich um Fleischmehl oder Frischfleisch mit einem höheren Wasseranteil handelt.
Achtung: Bevorzugt wird dennoch Frischfleisch. Um Fleischmehl für Hunde schmackhafter zu machen, werden dem Hundefutter häufig Aromastoffe hinzugefügt, die in Verdacht stehen, Krebs zu verursachen.
Trockenfutter enthält durchschnittlich ca. 28% und Nassfutter um die 45% Eiweiß (was den Bedarf deckt oder sogar überschreitet). Der Anteil an Kohlenhydraten sollte nicht über 60% liegen.
Ein weiterer Nachteil und Grund für die limitierte Menge ist die in Getreide enthaltene Phytinsäure. Dieser Anti-Nährstoff kann die Aufnahme bestimmter Mineralien hemmen.
Außerdem kann eine zu hohe Aufnahme von Kohlenhydraten bei Hunden zu Übergewicht und Diabetes führen, insbesondere wenn sie nicht genügend Bewegung haben.
Allergie gegen Getreide bei Hunden
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Getreide grundsätzlich Allergien bei Hunden hervorruft. Hierbei werden oft „Allergie“ und „Gluten-Unverträglichkeit“ fälschlicherweise synonym verwendet.
Wird Gluten, das auch als Weizen-Klebereiweiß bekannt ist, nicht vertragen, löst dies eine entzündliche Reaktion des Darms aus. Obwohl diese Entzündungsreaktion in einigen Aspekten einer Allergie ähnelt, hat sie in anderen Bereichen Ähnlichkeiten mit Autoimmunerkrankungen. Meistens handelt es sich eher um eine Gluten-Intoleranz.
In der wissenschaftlichen Literatur wurde eine genetisch bedingte Gluten-Unverträglichkeit bei der Hunderasse Irish Setter dokumentiert, die inzwischen als durch Zucht eliminiert gilt.
Im Allgemeinen hat Gluten-Unverträglichkeit bei Hunden nach aktuellem Stand der Forschung keine bedeutende Rolle.
Andererseits ist es durchaus möglich, dass Hunde eine Allergie gegen Getreideproteine entwickeln. Aber Getreideeiweiß ist nicht grundsätzlich allergieauslösender als andere Proteine.
Da Futtermittelallergien in der Regel Proteine betreffen, zeigen Hunde allergische Reaktionen häufig beim Konsum proteinreicher Futtermittel, die Fleisch, Eier oder Milch enthalten. Eine Studie aus dem Jahr 2009 zeigte, dass Gluten als Ursache für allergische Reaktionen weit hinter Rindfleisch liegt. Deshalb würde aber noch lange niemand vorschlagen, generell von der Fütterung mit Fleisch abzusehen.
Die besten Getreidesorten für Hunde
Es lässt sich nicht pauschal sagen, dass Getreide schlecht sei. Die Frage ist eher, ob es (wie auch bei Fleisch) unterschiedliche Sorten gibt, die sich in ihrer Qualität, Verträglichkeit und Verwertbarkeit unterscheiden.
Befürchtest du eine Gluten-Intoleranz bei deinem Hund oder möchtest du einfach auf Nummer sicher gehen, raten wir dir von glutenhaltigen Getreidesorten wie Weizen, Dinkel oder Roggen ab.
Eine Gluten-Unverträglichkeit kann durch glutenfreie Getreidesorten in der Hundenahrung umgangen werden. Reis, Mais und Hirse sind gute Alternativen und immer häufiger Bestandteil von neuem Hundefutter auf dem Markt. Bei der Menge des Getreide-Anteils sollte dennoch Vorsicht geboten sein.
Viele als „getreidefrei“ vermarktete Futtermittel enthalten zwar kein Getreide, aber stattdessen Kartoffeln und verschiedene andere Gemüse- und Obstsorten oder Nüsse. Deren Hauptbestandteil ist ebenfalls Stärke. Das liegt daran, dass alle Pflanzen Energie in Form von Stärke speichern.
Eine gute zusätzliche Energiequelle stellen Nüsse dar. Unser Ratgeber, ob Hunde Nüsse essen dürfen, klärt dich über Vorteile sowie mögliche Risiken auf.
Gibt es auch getreidefreie Hundeleckerlis?
Natürlich gibt es Hersteller, die getreidefreie Kost anbieten - darunter auch Leckerlis ohne Getreide und Zucker. Da Getreide ein Streitthema ist, bei dem die Meinungen weit auseinander gehen, bleibt dir selbst überlassen, welchen Zusatz im Futtermittel du akzeptierst.
Hat dein Hund keine Unverträglichkeiten, wird er sich über kohlenhydrathaltige Leckerlis freuen, die ihm als kleiner Energielieferant für zwischendurch dienen. Unsere Snacks enthalten glutenfreies Reismehl und sind somit sehr bekömmlich.
Da du jetzt weißt, dass auch die gängigen Proteine aus Fleischquellen Probleme im Magen-Darm-Trakt verursachen können, empfehlen wir unseren hypoallergenen Hundesnack Lucky Belly Allergy Fit. Er enthält für den Hundedarm verträgliches Insektenprotein, das in den meisten Fällen keine allergische Reaktion auslöst.
FAQ – Häufige Fragen zum Thema Getreide für Hunde
Getreide gehört zur Ernährung von Hunden, die seit Beginn des Ackerbaus Allesfresser sind, dazu. Viele Getreidesorten enthalten zudem wertvolle Nährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Proteine. Allerdings sollten keine glutenhaltigen Sorten verfüttert werden, wenn der Hund eine Unverträglichkeit hat.
Getreide enthält Stärke, die durch Enzyme in der Bauchspeicheldrüse gespalten wird. So entsteht Zucker, der Hunden als Energielieferant dient. Manche Getreidesorten enthalten viel Ballaststoffe, die der Verdauung förderlich sind.
Getreide in der richtigen Menge hat für einen gesunden Hund mehr Vor- als Nachteile. Besteht bei deinem Vierbeiner keine Allergie oder Unverträglichkeit, spricht nichts dagegen, seine Ernährung mit gut verwertbarem Getreide zu bereichern. Besonders gut verdaulich ist Reis.
Getreide ist für Hunde ungeeignet, wenn eine Gluten-Unverträglichkeit oder eine Allergie gegen die Eiweiße im Getreide besteht. Wirklich gefährlich ist Getreide nur, wenn der Hund die Ähre verschluckt. Sie kann sich festhaken und in der Luftröhre sogar zur Erstickung führen. Deswegen darf man seinen Hund nie im Getreidefeld naschen lassen.